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  • 16. Juli 2014

    “Wir sind glücklich, hier zu sein”

    Schüler der Elisabeth-von-Rantzau-Schule interviewen “Gastarbeiter”

    Vom Leben erzählen

    Vom Leben erzählen

    „Wenn ich in der Türkei bin, vermiss ich die Bratwurst!“ meint Ayten, wenn sie über Heimat spricht. Als junge Frau ist sie ihrer Schwester nach Deutschland gefolgt. Sie hatte einfach Lust, ein anderes Land kennenzulernen. Der Start fiel ihr hier nicht schwer – nur die Arbeit am Fließband war ungewohnt: „Alle Dinge liefen so schnell vorbei.“

    Müjgan hingegen kam als Jugendliche nach Deutschland. Zuerst arbeitet sie in Stuttgart als Friseurin. Und merkte schnell, dass der Sprachkurs, den sie in der Türkei belegt hatte, unnütz war: „In Stuttgart wurde Schwäbisch gesprochen und ich verstand zunächst kein Wort. Dafür kann ich den Dialekt noch heute.“ Weil sie schon damals viele Sprachen beherrschte (auch Griechisch und Italienisch), kam sie nach Hildesheim, um hier als Dolmetscherin zu arbeiten.

    An diesem Donnerstagmorgen sind 13 Frauen in der Elisabeth-von-Rantzau-Schule zu Besuch. Allesamt ehemalige türkische „Gastarbeiterinnen“ der ersten oder der zweiten Generation. Unter ihnen Nevin Sahin aus dem Vorstand des Museum und Dokumentationszentrum über die Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter in Deutschland e.V. (MDGD). Sie hat die Damen mitgebracht. Alle sind Mitglieder ihrer Sportgruppe und viele sind ehemalige Kolleginnen. Die Schülerinnen und Schüler haben sich im Deutschunterricht darauf vorbereitet, Interviews zu führen und Portraits zu schreiben.

    Jetzt schlürfen die Damen Kaffee, knuspern Kekse und lassen sich geduldig von drei Schulklassen des zwölften Jahrgangs zu ihrer Lebensgeschichte interviewen: Was war Ihr erster Eindruck bei der Ankunft in Deutschland? Mit welcher Motivation sind sie nach Deutschland gekommen? Wie haben Sie sich zu Beginn verständigt? Und wann und wie haben Sie schließlich Deutsch gelernt? Welche Vorurteile sind Ihnen begegnet und welche hatten Sie selbst gegenüber Deutschland?

    Überraschend ist für die Schülerinnen und Schüler, dass viele von der gleichen Abenteuerlust angetrieben waren, wie sie nun selbst gegen Ende der Schulzeit. Einfach mal raus wollten, um ein anderes Land zu erleben. Reiselustig waren und zum Teil nur mit einem Koffer ein neues Leben in der Fremde begonnen haben. Oder in der neuen Heimat? Diese Frage ist für jede der Frauen anders zu beantworten: „Deutschland ist meine neue Heimat. Ich kann nicht mehr zurück. Hier lebt meine Familie, hier leben meine Kinder und Enkelkinder.“ Diese Antwort hat auch Rabiya Erdogan bekommen, die Schülerin der FOS 12 a hat im Anschluss an die Interviews in der Schule ihre eigenen Großeltern befragt. Die sind beide ebenfalls aus der Türkei nach Deutschland gekommen – und geblieben. „Wir sind glücklich, hier zu sein“, sagen beide heute. „Zuhause ist dort, wo die Familie und der Garten sind.“

    „Ich finde es wichtig, dass gerade junge Menschen verstehen, wie sich die Gesellschaft, in der sie leben, geformt hat“, erklärt Catharina Haas, ebenfalls vom Vorstand des MDGD. „Heute wird wieder aktiv um Fachkräften aus dem Ausland geworben. Da ist es wichtig, aus den Fehlern, aber auch aus den guten Erfahrungen der Vergangenheit zu lernen.“ Die Geschichte der “GastarbeiterInnen” sei bis vor wenigen Jahren entweder völlig ignoriert oder als Ursprung eines Problems stigmatisiert worden. Der Verein MDGD will zeigen, dass es nicht vor allem ungelernte Menschen waren, die kamen, sondern mutige, neugierige, junge Menschen. Die Interviews der Schülerinnen und Schüler können dabei helfen, ihre Geschichten zu sammeln.

    Die Botschaft des Vereins lautet daher: „Die Gesellschaft in Deutschland ist bunt – und das schon lange. Und das ist ein großes Glück!“                                                                                   (Text: Franziska Soehring, Foto: Daniel Prüfer)

    In: Pressemitteilungen