18. Dezember 2017
Wenn Noten träumen…
Die angehenden Erzieherinnen und Erzieher der Elisabeth-von-Rantzau-Schule musizieren gemeinsam mit den „Notenträumern“ – dem Chor der Lebenshilfe
An einem ganz normalen Montagmorgen stehen für Hannah Deutsch, Mathematik und Pädagogik auf dem Stundenplan. Für Sandra heißt es um diese Uhrzeit dagegen immer: Arbeiten in den Werkstätten der Lebenshilfe in Drispenstedt. Doch heute ist alles anders. Der Kleinbus der Lebenshilfe fährt auf den Parkplatz der Elisabeth-von-Rantzau-Schule vor, Sandra und ihre 24 Kollegen steigen aus und werden von Hannah sowie den 23 Mitschülern der Fachschule Sozialpädagogik in Empfang genommen. Fünf Tage haben die beiden Gruppen Zeit, voneinander zu lernen, etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen und zu erfahren, was Inklusion wirklich bedeutet -und nicht nur als pädagogische Idee.
Sandra arbeitet nicht nur in den Werkstätten, sondern hat mit den Notenträumern, dem 2005 von Birgit Meyer gegründeten Chor der Lebenshilfe, schon auf der einen oder anderen Bühne gestanden. Selbsternanntes Ziel der Lebenshilfe ist die Förderung der Eingliederung von Menschen mit Behinderung in die Gesellschaft und das Arbeitsleben. Für Oberstudiendirektor Prof. Alois Ernst Ehbrecht, Schulleiter der Elisabeth-von-Rantzau-Schule, ist dies eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe: „Unsere Schülerinnen und Schüler müssen in ihrem späteren Erzieherberuf ihren Beitrag zu einer gelingenden Inklusion leisten. Dafür sollten sie aber schon während der Ausbildung erfahren dürfen, wie positiv es sein kann, an einem gemeinsamen Projekt zu arbeiten.“ Seit mehr als 10 Jahren gibt es diesen Austausch. Gemeinsam wird gesungen, musiziert und die Schulgemeinschaft mit einem Konzert begeistert. Für Cornelia Lehne, die neben Marta Urbanczyk und Jan Niklas Krause für das Projekt verantwortliche Lehrkraft, ist Musik eine gute Methode: „Musik ist eine Brücke, die verbindet, weil sie Atmosphäre schafft. Mit ihr werden Emotionen zum Ausdruck gebracht, die es leichter machen, aufeinander zuzugehen.“ Und so wird aus den einzelnen Schülerinnen und Notenträumern am Ende der Woche ein Chor, eine Band und eine Tanzgruppe, die Max Giesingers „80 Millionen“ und „Über den Wolken“ von den Toten Hosen gemeinsam auf die Bühne bringen. Hannah und Sandra genießen sichtlich den Applaus und für Hannah steht am Ende fest: „Ich kann mir jetzt vorstellen, mit Menschen zu arbeiten, die eine Beeinträchtigung haben.“ Sarah, ihre Mitschülerin, findet vor allem eins: „Inklusion muss tatsächlich gelebt werden.“
(Text: Daniel Prüfer, Foto: Marie Dierks)