24. November 2017
„Wir leben jetzt und nicht später“
Inga Obersheimer erreicht beim Redewettbewerb „Sprich Worte“ im Literaturhaus St. Jakobi den 2. Platz
Inga Obersheimer steht, den Blick nach vorn gerichtet, direkt neben dem Rednerpult. Ihren Text hält sie in ihren Händen, doch für die nächsten Minuten hat sich die Schülerin der Elisabeth-von-Rantzau-Schule intensiv vorbereitet. Die Stuhlreihen der St. Jakobi Kirche sind mit 150 Gästen voll besetzt. Mit dabei: Die Mitschüler der Fachschulklasse Sozialpädagogik Oberstufe b, die gekommen sind, um Inga lautstark zu unterstützen.
An diesem Abend steht Inga mit 6 weiteren Schülern anderer Hildesheimer Schulen im Finale des Redewettbewerbs „Sprich Worte“. Die erste Hürde wurde bereits überwunden. Denn insgesamt waren es 68 Texte, die eingereicht worden sind. Ziel des Wettbewerbs: Die Schüler sollten sich anlässlich des Reformationsjubiläums mit der Frage auseinandersetzen, in welcher Welt sie leben möchten. Welche Vision einer etwas besseren Welt die überzeugendste ist, musste die hochkarätig besetzte Jury, bestehend aus Superintendent Mirko Peisert, TFN-Dramaturgin Astrid Reibstein, Literaturhaus-Projektmanagerin Sarah Patzak und Volker Wartmann, Professor am Institut für Medien, Theater und Populäre Kultur der Universität Hildesheim, an diesem Abend entscheiden. Dabei zeigte sich für die Zuschauer schnell: Die inhaltliche und sprachliche Qualität aller Texte war insgesamt überragend. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen setzten sich beispielsweise mit Genderdebatten, dem Wunsch nach Entschleunigung oder nach einer autofreien Innenstadt auseinander. Eine besondere Wertschätzung erfuhren die Teilnehmer insbesondere durch Peter Noß-Kolbe, Schulbeauftragter der evangelischen Kirche für die Region Hildesheim, der in seiner Moderation die Besonderheit jedes Textes in den Mittelpunkt stellte und gemeinsam mit dem Literaturhaus St. Jakobi den Wettbewerb organisierte.
Damit die Teilnehmer nicht nur mit ihrem Text, sondern auch mit ihrer Performance überzeugen,
wurden sie zwei Tage vor Veranstaltungsbeginn von Nina Ornowski, Theaterpädagogin des Theaterpädagogischen Zentrums, gecoacht. Sie zeigte den Schülern beispielsweise, wie man Sätze „wie Speere durch den Raum werfen kann“.
Inga trifft an diesem Abend mit ihren Wörtern die Herzen und Köpfe der Zuschauer. Jede Geste unterstützt den von ihr auswendig vorgetragenen Text „#Freiheit – gefiltert.“ Eindrucksvoll zeigt sie, wie soziale Netzwerke unsere Beziehungen prägen und echte Erfahrungen kaum noch möglich sind. Der tosende Applaus ließ schon vermuten, dass Inga einen der vorderen Plätze erreichen wird. Überzeugen konnte die angehende Erzieherin mit dem Text bereits im Deutschunterricht in der Fachschule Sozialpädagogik, den sie im Rahmen einer Klausurersatzleistung ihrer Klasse präsentierte. Nach einer fast einstündigen Beratung der Jury stand fest: Inga Obersheimer erreicht mit ihrem Text und ihrer Performance den 2. Platz. Auch wir finden, wie es in Ingas Text heißt: „Wir leben jetzt und nicht später.“
Herzlichen Glückwunsch zur hervorragenden Platzierung !
(Text und Fotos: Daniel Prüfer)