Elisabeth-von-Rantzau-Schule
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  • 10. Februar 2015

    “Aktiv zu sein ist toller als zuzuhören”

    Runter von der Schulbank, rein ins Theater: Feier zum Patronatstag in der Elisabeth-von-Rantzau-Schule

    VON MARTINA PRANTE

    Beim Modern Dance geht es auch um Wahrnehmung: Salomé Kollere (vorn) genießt es, "den Körper frei zu lassen."
    Beim Modern Dance geht es auch um Wahrnehmung: Salomé Kollere (vorn) genießt es, “den Körper frei zu lassen.”

    Hildesheim. Mit festem Schritt und nach vorn gerichtetem Blick zielsicher durch die Halle schreiten.

    Oder mit weichen Knien schlurfen oder grüppchenweise springen. Andreas Hansen macht Modern Dance Spaß. Dabei ist er der einzige Mann unter 25 Frauen: „Na vielleicht finden Männer Tanzen nicht so cool“, sucht der 25-jährige angehende Sozialassistent nach einer Erklärung.

    Immer im Rhythmus bleiben: Jan-Nilas Krause zeigt Hagen Stolzer und Ole Hissen wie´s geht.
    Immer im Rhythmus bleiben: Jan-Nilas Krause zeigt Hagen Stolzer und Ole Hissen wie´s geht.

    Aber das Verhältnis ist auch typisch für die Elisabeth-von-Rantzau-Schule: „80 Prozent weiblich“, erklärt Schulleiter Alois- Ernst Ehbrecht. Die Zweckentfremdung der Mehrzweckhalle in einen Tanzsaal dagegen ist untypisch. „Wir wollten weg von der Schulbank, raus aus dem Klassenverband, aktiv sein“, beschreibt Ehbrecht die gestrige Feier am Patronatstag, dem Sterbetag der Namensgeberin der Schule. „Die ganze Schule ist ein Theater“, hieß das Motto. Das Musikalisch-Rhythmische, Theaterspiel und –pädagogik gehörten ja auch zum Berufsfeld von Erziehern und Sozialassistenten. Seit seinem Antritt als Schulleiter und der Umbenennung der Schule vor 21 Jahren wird der 6. Februar gefeiert. Meist mit Fachvorträgen.

    „Es ist total toll, so aktiv zusammen zu sein“, findet Tom Hormuth. „Viel besser als zuzuhören“, ergänzt Gretha Kusior. Die 18-jährigen Zwölftklässler – die Berufsoberschule verhilft zu den Berufsabschlüssen und zur Fachhochschulreife – haben mit ihrer ganzen Klasse einen Theaterworkshop zum Thema Präsenz belegt. Und die Dozentinnen Felicitas Arnold und Anna Döge ganz schön geschafft. „Eine Gruppe mit viel Spaß und „Energie“, konstatieren die Studentinnen der Szenischen Künste. Tom, Gretha und Lena Asemeyer wissen warum: „Das hat was mit uns zu tun, wir sind als Klasse sehr zusammengewachsen. Wir sind total frei und haben keine Ängste voreinander.“ Power pur. Das kann schon mal sehr laut werden, vor allem, wenn der Raum nicht groß ist.

    16 Workshops hat Organisatorin Maria Magdalena Silzer auf die Beine gestellt. Das reicht von Psychodrama über Bühnengestaltung und Technik bis zu Theaterfotografie, Hiphop und Stimme. Die 500 Schüler zwischen 15 und 30 Jahren mussten zwei Kurse belegen, „Viele haben spontan morgens noch einen dritten dazu gewählt“, freut sich der Schulleiter. Tom, Lena und Gretha trennen sich jetzt doch noch und werden Modern Dance, einen Atemkurs und Trommeln ausprobieren.

    Das hat sich auch eine Schülerin ausgesucht: „Ich habe mir vorgestern eine Djembe gekauft und will jetzt trommeln lernen.“ Und nach 90 Minuten Workshop sind die grundlegenden Aspekte des Trommelns erklärt und ausprobiert, so dass man spielen kann, bestätigt Jan-Niklas Krause. Der 25-Jährige hat an der Elisabeth-von-Rantzau-Schule Abitur gemacht, trommelt seit 20 Jahren, war bei der Bundeswehr Berufsmusiker und studiert jetzt Musik und Germanistik. „Das Tolle am Trommeln ist, dass man mit mehreren Leuten in kurzer Zeit etwas auf die Beine stellen kann.“

    Auch wenn das anfangs schwierig ist: „Man muss in den Rhythmus reinfinden. Und das braucht Konzentration, ohne verspannt zu sein“, resümiert Hagen Stelzer. Allerdings kann sich das, was die vier Workshopteilnehmer dann im grundlegenden Achte-Rhythmus auf Djembe, Bongas und Congas erklingen lassen, durchaus hören lassen. Und danach geht es mit Agogobells und Triangel nach Brasilien: Samba ist angesagt.

    Den bekommt die Modern-Dance-Gruppe nicht zu hören. Aber musikalisch geht es in der großen Sporthalle auch zu. Linda Hennig, Tanzlehrerin bei Höscher und Promotions-Studentin im Sport, gibt den Ton an. „Wir erarbeiten eine Chorographie im Modern Dance“, erklärt sie. Dazu gehöre auch die Haltung. „Tanzen ist persönlichkeitsbildend“, findet Ehbrecht.

    Lisa Wiegand tanzt sonst Zumba, Hip-Hop und Ballett. Modern Dance ist eine neue Erfahrung: „Man wird offener.“ Standardtänzerin Salomé Kloeper ergänzt: „Man kann den Körper frei lassen.“ Für jemanden wie Julia Greve, die keine Erfahrung mit Tanzen hat, gar nicht so einfach. „Vor allem im Takt zu bleiben.“ Aber die 19-Jährige merkt schnell, „es wird immer besser“.

    Und all die zufriedenen Schüler dürfen nicht nur aktiv sein und selber machen, sondern auch hinter die Kulissen schauen und Profis bewundern. Silzer hat Führungen durch das Stadttheater organisiert. Und gestern Abend besucht die gesamte Schule die Komödie „Venedig im Schnee“. Wahrscheinlich wissen viele jetzt das, was auf der Bühne passiert, mehr wert zu schätzen.

    Unter www.evrs.de/patronatstag-2015/ ist der theatrale Patronatstag vom Foto-Workshop dokumentiert worden.

    (Text und Fotos erschienen am 07.02.2015 in der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung.)

    In: Pressespiegel